Der Gelehrte und der Tod

Ein Artikel von Netzfund
Erscheinungsdatum: 20. November 2020
Schlagwörter: Spiritualität
Ein Gelehrter kam eines Tages in eine Stadt. Es war ein heißer Tag gewesen, und er war viele Meilen weit gelaufen. Er war müde und lief langsam die Stadtmauer entlang. Da gewahrte er den Tod, der im Schatten an der Stadtmauer lehnte. Zunächst meinte er zu halluzinieren, doch so sehr er auch seine Augen rieb, der Tod blieb sitzen. Da ging er zu ihm hin und sprach:
„Was suchst Du hier?“ Der Tod schaute ihn an und antwortete mit ruhiger Stimme: „Ich werde heute Abend in die Stadt hineingehen und mir hundert Menschen holen.“ Als der Gelehrte das hörte, rannte er voller Panik in die Stadt hinein und schrie unaufhörlich: „Der Tod ist auf dem Weg hierher in unsere Stadt und will sich hundert Menschen holen!“
Die Menschen bekamen es mit der Angst zu tun und schlossen sich in ihre Häuser ein. Es gab auch noch andere unsinnige Vorkehrungen, wie sie dem Tod entkommen könnten. Die Zeit verging, und viele Menschen starben. Als der Gelehrte die Stadt verließ, traf er wieder den Tod, der an die Stadtmauer gelehnt dasaß. Wütend lief er auf den Tod zu und schrie ihn an:
„Du erbärmlicher Lügner! Du hast mir erzählt, du wolltest 100 Menschen holen, und jetzt sind mehr als 5.000 tot.“
Da erhob sich der Tod. Er schaute dem Gelehrten direkt in die Augen und sprach: „Ich habe mir 100 Menschen geholt: Alte, Schwache und Kranke. Die anderen hat die ANGST getötet, und die hast Du in der Stadt verbreitet.“