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Faszientherapie und Perzeptive Pädagogik

Meine Arbeit mit der Methode Danis Bois

Ein Artikel von Karin Klepsch

Erscheinungsdatum: 19. Februar 2015
Schlagwörter: Körper

Ich erinnere mich noch sehr gut an meine erste Behandlung nach der Methode Danis Bois. Unter den Händen meines damaligen Therapeuten hatte ich plötzlich ein Körpergefühl, von dem ich sofort wusste, dass ich es lange, sehr lange entbehrt hatte. Erst zu Hause, als ich mich auf mein Bett legte, kamen mir die Worte zu meinem Gefühl: Ich bewohnte meinen Körper, war sozusagen in mich selbst eingezogen. Anstatt einen Körper mit mir herumzuschleppen, der nur widerwillig meinem Willen gehorchte, hatte dieser - zunächst wenigstens für ein paar Stunden - den Status des Leibes, des lebendigen Körpers als gleichberechtigten Partner meines Geistes eingenommen.

Wie war dieses neue Körpergefühl zustande gekommen? In der Ausbildung in Perzeptiver Pädagogik, die ich einige Monate danach begann, lernte ich, dass dieses wunderschöne Gefühl dann entsteht, wenn die innere Bewegung - eine organische, autonome Regulationskraft - in das Gewebe Einzug hält. In das Gewebe, insbesondere in die Faszien.

Die Faszien umhüllen sämtliche Muskeln, Bänder, Gelenke, innere Organe. Sie bilden eine Art multidimensionales Spitzengewebe, das sich kontinuierlich vom Kopf zu den Füßen und von der Tiefe zur Oberfläche des Körpers erstreckt. Die extrem filigranen Faszien, die also alle zusammenhängen, bewegen sich autonom und rollen sich in der tiefen, gedämpften Stille unseres Körpers nach eigenen Gesetzen ein und aus. Sie sind aber auch sehr stressanfällig. Beim geringsten Stress, Trauma, erstarren sie. Dauert der Stress zu lange an, dann nehmen sie ihre Bewegung nicht mehr auf, sondern verbleiben in ihrer Starre. Im Laufe unserer Geschichte werden so sämtliche Geschehnisse unseres Lebens in die Faszien eingeschrieben. Als Danis Bois dies erkannte, nannte er die Faszien das „psychische Skelett des Menschen“.

In der Ausbildung lernte ich, dass der Körper viel mehr ist als ein Unterbau, der den Kopf trägt, viel mehr als eine Maschine, die zu funktionieren hat, viel mehr ist als Gelenke, Organe und Knochen, die sich nur dann bemerkbar machen, wenn sie schmerzen. Ich erlebte, dass der Körper mehr ist als die Summe seiner anatomischen Teile. Je mehr ich mich traute, in ihn vorzudringen, um so mehr fand ich mich, den Teil von mir, der sich zwar zurückgezogen hatte, der aber in der tiefen verborgenen Stille des Körpers darauf wartete, sich wieder ausdrücken zu dürfen.
Ich lernte, dass ich keinen Körper berühren kann, ohne die Person, ohne ein Wesen zu berühren: ein Wesen mit seiner Geschichte, mit seinen Verletzungen, aber auch ein Wesen mit seinem Potenzial, mit seiner eigenen Intelligenz, mit seiner eigenen, tiefen Weisheit. Ich lernte diesen Körper so zu berühren, dass dieser unter meiner sanften, zuhörenden Berührung aus einer Erstarrung aufwacht. Er beginnt Stückchen für Stückchen, Schicht für Schicht, zu schmelzen, wird warm und geschmeidig. Es ist eine ganz besondere Berührung: eine Berührung, die, in ihrer Sanftheit, in ihrem Nichtwollen, in der Weite ihres Willkommenheißens, dem Menschen sofort ein Gefühl von Vertrauen vermittelt. Er fühlt sich angenommen und gehört, und sein Wesen beginnt sich über sein Gewebe auszudrücken. Dann beginnt, jedes Mal neu für mich nach so vielen Jahren der Praxis, ein berührendes Geschehen: Der Körper unter meinen Händen beginnt zu „sprechen“. Diese Sprache ist eine Art Tonusdialog. Ohne auf der Kleidung zu rutschen (die Behandlung erfolgt in Straßenkleidung) folgen meine Hände der Bewegung der Faszien, der Richtung, die der Körper mir vorgibt. Sie führen mich unweigerlich, in einer sehr langsamen, sehr feinen Bewegung hin zu einer Stelle, die erstarrt ist, die aber im Stillen danach ruft, gehört zu werden. Dort warte ich, Zeit und Raum und Halt gebend, bis diese Stelle erkennt, dass sie sich zeigen darf, dass keine Gefahr droht, dass sie ihre Starre und Eiseskälte aufgeben und in die innere, sanfte, warme Liebkosung, der sie ausgesetzt wird, hineinschmelzen kann. Sie tritt aus ihrer Verkapselung aus und wird in das Gebilde der sich bewegenden Faszien wieder aufgenommen. Das daraus resultierende Körpergefühl ist voller, ganzer, wärmer.

Mit der Zeit beginnt sich die Person anders wahrzunehmen, in Kontakt mit diesem Körpergefühl, mit dieser inneren Bewegtheit zu kommen. Und sie lernt diesen Zustand zu schätzen, nicht zuletzt auch deshalb, weil sie merkt, dass sie sich in diesem Zustand auch anders verhält, ihre Gedanken sie nicht mehr peinigen sondern kreativ werden, sie Stille und Frieden erfährt. So berichten Patienten sehr häufig, staunend, wie sie sich in einer bestimmten Situation, ohne es sich vorgenommen zu haben, unerwartet vollkommen anders verhalten haben: „ich habe mich gar nicht aufgeregt“; „ich konnte einfach nein sagen“; „ich sehe mein Problem gar nicht mehr als Problem an“. Leider fällt es den meisten Patienten erst mal schwer, diesen Zustand mitten im Alltagsstress über längere Zeit aufrecht zu halten. Dann entsteht häufig der Wunsch, sich auch selber helfen zu können.

Spätestens dann biete ich der Person eine meiner Bewegungsgruppen an. Dort lernen wir in kleinen Gruppen einfache Bewegungsabfolgen, die in einer Langsamkeit ausgeführt werden, die der Bewegung im Inneren unseres Körpers entspricht. Darüber wird der Körper an diesen Zustand erinnert, die innere Bewegung wird neu mobilisiert. Auch in diesen Übungen können erstarrte, unbewegliche Stellen in das Gewahrsein kommen und beweglich werden. So sagte vor kurzem eine Teilnehmerin einer Bewegungsgruppe nach einer Übung im Sitzen, während derer sie eine harte, unbewegliche Stelle im Hals gespürt hatte: „Diese Stelle ist umzingelt von Weichheit. Ich bin gespannt, wie lange sie dieser Weichheit noch widersteht“.

Wenn die Person es möchte, bekommt sie, wie diese Teilnehmerin, die Gelegenheit, die Erfahrung, die sie während der manuellen Behandlung oder während der gestischen Bewegung gemacht hat, zu beschreiben.

Die Bewegungsgruppen sind also eine weitere Möglichkeit, zum Körper und also zu sich selbst eine andere Beziehung einzugehen. Die Patienten, die diese teils sehr einfachen, langsamen Bewegungen lernen und zu Hause üben, berichten davon, wie gut sie ihnen tun: Sie helfen, wieder einzuschlafen, wenn sie nachts wach liegen, ruhiger zu werden, wenn sie gestresst sind, wieder verbunden zu sein, dort, wo sie sich vielleicht zerrissen fühlen.

Meine Arbeit hier im Aquariana besteht aus Einzel- und Gruppensitzungen. Alle erfolgen in normaler Kleidung. Ich bediene mich fast ausschließlich der Werkzeuge der Methode Danis Bois, d.h. der manuellen Behandlung, der gestischen Bewegungen, der Meditation, des Gesprächs. Ob mit der Hand, wenn ich dem Gewebe folge, mit dem Auge, wenn ich Ihnen zuschaue, wie Sie die Bewegungsübungen machen, mit dem Ohr, wenn Sie sprechen, nehme ich immer mit meinem ganzen Wesen wahr, wobei es mir immer darum geht, Sie an den Ort in Ihnen zu bringen, wo Sie wieder in Kontakt mit dem Leben, mit dieser Wachstumskraft kommen.

Meine Gruppenangebote "Gestische Bewegung", auch zum Kennenlernen:
Dienstags, 11:30 - 13:00
Donnerstags, 11:00-12:00

www.karinklepsch.de
www.aemf.info

Karin Klepsch im Aquariana

Karin Klepsch

Perzeptive Pädagogik, Bewegungsgruppen, HP

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