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Hingabe leben

Hingabe leben

Ein Artikel von Dr. Anja Engelsing

Erscheinungsdatum: 30. Juni 2020
Schlagwörter: Selbsterfahrung, Weiblichkeit

Die globale Krise unserer Jetzt-Zeit braucht mehr und mehr wirklich Mensch gewordene Menschen, daran besteht kein Zweifel. Nur von einem neuen inneren Ort aus können wir Lösungen auf die drängenden Fragen unserer unwiderruflich global und damit eins gewordenen Welt finden.
 
Interessanterweise präsentiert die politische Bühne aber genau das Gegenteil. Hemdsärmelige, oder mühsam von ihren Gattinnen auf schick gestylte, nicht durch Intelligenz oder Ausgewogenheit ihres Charakters glänzende Patriarchen alten Stils herrschen ohne jede Besonnenheit, Klugheit oder Weitsicht, als seien wir noch im Wilden Westen. Schönstes Beispiel ist der „orange haired man“, wie mein lieber Freund Eric aus Santa Fé seinen Landesvater nennt. Wie kann es sein, dass diese Macht-Männer ungehindert schalten und walten, als wäre ihr gesamter Existenz-Sinn ein Beweisen ihrer Überlegenheit und Macht über die Naturgesetze? Und warum bekommen sie für diese Unsäglichkeit noch Beifall und Wählerstimmen? Es ist, als sei da etwas aus dem Gleichgewicht gekommen, als fehle ein Gegen-Pol. Also „Frauen an die Macht“? Ich glaube nicht, dass das die richtige Antwort ist.
Viele Frauen sind, insbesondere hier im Westen, die „besseren Männer“, sind hocherfolgreich sozialisiert, üben fantastische berufliche Positionen aus, stemmen zudem noch Familie und Kinder und haben ihr Leben in einer Weise „im Griff“, die Außenstehende nur sprachlos zuschauen lässt. Werden es diese Frauen sein, die unsere globale Welt aus der Krise führen? Ich glaube nicht.....

Schoß-Weisheit
Es braucht die Verkörperung von Schoß-Weisheit, das Wiedererwachen wirklicher Weiblichkeit, damit unsere aus den Fugen geratene Welt weiter existieren kann – und wir in ihr. Unsere Jetzt-Zeit braucht das Weibliche. Aber was ist denn das eigentlich genau, das Weibliche?
Eine Annäherung nur: Hingabe, Empfangen, Austragen und Gebären, Nähren, bedingungsloses Lieben, Wissen um Veränderlichkeit und Verwandlung als das einzig Beständige, das es gibt. Erhalten statt Erobern, nachhaltig leben, im Einklang mit der Natur, mit allem, was ist. Fülle leben. „ES“ geschehen lassen.
Das alles klingt wunderschön. Wenn es denn so einfach wäre……

Wir alle, Männer wie Frauen, sind Opfer des patriarchalen Systems, das seit weit über zweitausend Jahren auf dieser Erde herrscht. Jungen wie Mädchen wachsen immer mehr in Lebensumständen auf, die ihrer Seele, ihrem wirklichen Sein, wenig bis keinen Raum lassen – Ausnahmen sind sehr selten. Bethany Webster beschreibt (Essay „The Mother Wound as the Missing Link in Understanding Misogyny“, www.bethanywebster.com) dass in Frauenverachtung und Allmachts-Phantasien von Männern der tief verletzte kleine Junge wütet, der sich von seiner Mutter verraten gefühlt hat, weil sie ihn nicht vor der Lieblosigkeit der patriarchalen Vater-Welt geschützt hat. Die Mutter, die bedingungslose Liebe hätte schenken sollen und ein bedingungsloses Ja, die aber selbst auch nur ein Kind des Patriarchats war und ihre Rolle gespielt hat, so wie man es von ihr erwartet hat. Denn auch sie war mal ein kleines Mädchen.
Für mich hat Bethanys Botschaft einen Wendepunkt markiert. Zum ersten Mal habe ich wirklich verstanden, dass es nicht um Quoten-Frauen und Vorzeige-Väter geht, sondern darum, dass wir alle eine tiefe Wunde in uns tragen – Frauen wie Männer –, die heilen möchte.

Es ist die Wunde, nicht so geliebt worden zu sein, wie wir wirklich sind. Nicht so geschützt worden zu sein, wie wir es gebraucht hätten. Nicht in unserer Einzigartigkeit gesehen und gefördert worden zu sein. Es ist die Wunde, dass wir der Welt nur mit Masken begegnen konnten und nicht in unserer Eigentlichkeit.
„Die Mutter-Wunde ist nicht etwas, dem wir ausweichen oder dessen wir uns schämen müssten. Sie ist ein Zugang zu unserer wirklichen Kraft und unserem vollen Potential.“ Bethany Webster

Dem Schmerz überlassen
Ich glaube, dass wir alle, Männer wie Frauen, uns diesem Schmerz überlassen und nur in diesem Schmerz heilen können. Es ist der Schmerz der Bedingtheit von erfahrener Liebe, der Schmerz der gewesenen Notwendigkeit, uns zu verbergen und zu verstellen, um mehr oder weniger gelungen unseren Platz in dieser Welt der Erscheinungen einnehmen zu können.
Das Annehmen dieses Schmerzes verwandelt uns. Und darin kann das wirkliche und wesenhaft Weibliche wiedererwachen – das Ur-Weibliche, das in der gegenwärtigen Zeit als Antwort auf die Macht-Männer und ihren globalisierten Wahnsinn, und erst recht auf den entfesselten Kapitalismus, so überlebensnotwendig geworden ist.
Meine bislang essentiellste Erfahrung dieses Ur-Weiblichen, der Hingabe, die zutiefst Leben meint, war mein Gebären, das Erleben der Geburt meiner Tochter. Als Gynäkologin hatte ich zu diesem Zeitpunkt bereits über 2000 Geburten anderer Frauen begleitet. Ich meinte, genug zu wissen und war mir sicher, die Kleine käme nach Plan pünktlich spätestens zum berechneten Geburtstermin zur Welt. Es war ein superheißer Sommer, 1999, am 15. August war die Sonnenfinsternis, und am 21.8. spätestens sollte es soweit sein. Ich war kugelrund, meine Brüste sahen ohne Dazutun aus wie die von Pamela Anderson nach Silikon-Auffüllung, und ich freute mich am Ende der Schwangerschaft vor allem darauf, dass mein Körper wieder seine ursprüngliche Form annehmen würde. Kontraktionen setzten dann auch ein, alles schien nach Plan zu verlaufen – aber es kam anders. Die Wehen kamen und gingen, nichts änderte sich, es ging einfach nicht los. Alle Tricks und Kniffe, die ich anwendete, wie das literweise Trinken von Himbeertee – vergeblich. Immer, wenn ich meinte, jetzt ist es gleich soweit, war es doch wieder nur ein Fehl- Alarm. Ich bemühte mich zunächst, Fassung zu bewahren, das gelang mir aber mit jedem Tag schlechter. Ich war nahe am Durchdrehen, erlebte mich als Versagerin, nicht einmal mein eigenes Kind gebären zu können – aber auch mein Selbstmitleid half mir nicht. Meine Tochter – oder das Universum für sie – hatten andere Pläne als ich.
Als es schließlich, zehn Tage nach dem berechneten Geburtstermin, und gefühlt vier Wochen nach Ende meiner Geduld, losging mit den richtigen Wehen, da ist etwas Einzigartiges geschehen. Ich erinnere noch genau einen letzten Satz: „Wenn es so weh tut, dann will ich keine einzige Wehe umsonst haben, dann gehe ich da jetzt einfach durch“. Und danach gab es keine Gedanken mehr. Ich war gänzlich dem Geschehenden hingegeben. Wehe für Wehe tauchte ich tiefer ein in ein kosmisch-orgasmisches Geschehen, es war wie eine Trance, Woge um Woge von Sein. Niemand musste mir sagen, was ich wann wie zu tun hätte, es geschah einfach. Ich gebärte mein Kind, meine Tochter gebärte sich selbst. Sie kam, nur von meinen Händen begleitet in erstaunlich kurzer Zeit wundervoll auf die Welt. Geburt hatte sich ereignet. Dieses Erlebnis hat mich selbst zutiefst verwandelt. Es war wie ein erstes tiefes Erleben vondem,wasdainmir–undin jedem von uns – wohnt und ist, dem Ur-Weiblichen. Ich glaube seitdem, wir Frauen tun uns ein kleines bisschen leichter, zu wissen, worum es dabei geht.

Beständiges Erfahren von Verwandlung
Unsere weibliche Körperlichkeit bedeutet eben ein beständiges Erfahren von Verwandlung, von Sein, von Vergehen und neuem Werden, in je- dem Zyklus und mit jeder Menstruation, in unserem Erleben von Schwangerschaft und Geburt und in unseren großen Verwandlungszeiten, der Pubertät und den Wechseljahren.?Wir lernen und leben Hingabe, weil wir dieses Erfahren nicht abstellen und verändern können, es sei denn, wir lassen uns ein Leben lang durch chemische Hormone fremdbestimmen. Wir leben Hingabe in der sexuellen Begegnung und in unserem sexuellen Erleben. Wir leben Hingabe, wenn wir uns öffnen, gebären und stillen. Und wenn wir unsere Kinder ins Leben begleiten und dann ins Leben ziehen lassen. In unserem Frauen-Leben lernen wir all die Fülle des Lebens in uns selbst kennen. Und das ist ein wunderbares Geschenk, da Glücklichsein ohne Hingabe, die mit dem Leben geht, statt es verändern und bekämpfen zu wollen, unmöglich ist. Denn das Prinzip Leben ist ja beständige Verwandlung, es ist ein stetes Werden und Vergehen, ein Fließen der Rhythmen von Natur, die alles Sei- ende umfasst. So sind wir Frauen durch unsere biologische Natur dem Prinzip Leben, und damit unserer Eigentlichkeit, dem Himmel in uns, irgendwie immer greifbar nahe. Wir können sogar lernen, einen unerfüllten Kinderwunsch, unsere Beschwerden rund um unseren Zyklus wie das PMS und Menstruationsprobleme, unsere Erkrankungen und auch unser oft gar nicht so glückliches Erleben von Schwangerschaft, Geburten und den Wechseljahren als Tore zu dem von uns noch Verborgenen, zu unserer Eigentlichkeit, zu verstehen.

Die Krone aufsetzen
„Und dann kam der Tag, an dem es mir mehr Schmerzen bereitete, eine verschlossene Knospe zu bleiben, als zu wagen, mich zur Blüte zu öffnen.“
Anais Nin in ihren Tagebüchern

Ich glaube, dieser Tag ist gekommen. Für mich selbst gewiss, ich könnte dazu meine eigene Geschichte erzählen. Aber er ist für uns alle gekommen, die Jetzt-Zeit hat uns das gezeigt. Corona kommt aus dem Lateinischen und heißt Kranz, Krone. Es braucht nun, dass wir zu den Königen und Königinnen wer- den, die wir sind. Knospe zu bleiben – in der Welt, wie sie war, weiter zu funktionieren, unser Potential nur als Möglichkeit in uns zu tragen und in der bisherigen Komfortzone auszuharren und auf Erlösung zu warten – das bereitet immer mehr Schmerz. Es geht einfach nicht mehr. Die Welt, wie sie war, funktioniert so nicht mehr, sie läuft auf die voll- ständige Zerstörung zu. Es braucht unser Erblühen. Es ist die Zeit gekommen, dass wir in all unserer Fülle und Schönheit erblühen.

Zuerst erschienen in “Sein” No. 298/299 - Juni/Juli 2020

 Die nächsten Veranstaltungen im Aquariana:

Fr, 14. Aug.
18:30
 "Weiblich SEIN"
Offener Abend zum Kennenlernen
Sa, 12. Sept.
17:30
"Weiblich SEIN –
Warum wir dem Himmel immer ganz nahe sind"

Vortrag/Übungen
So, 13. Sept.
10:00-17:00
Workshop FrauenSachen:
"Frauen-Linien.
Aus unseren Wurzeln kommt unsere Kraft"
Dr. med. Anja Engelsing im Aquariana

Dr. med. Anja Engelsing

Ganzheitliche Frauenheilkunde
Seminare: Geburts- und Schwangerschaftstrauma heilen
Frauenärztin

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