Kopfschmerzen aus Sicht der Faszienarbeit
Fast jeder von uns kennt Kopfschmerzen, Schmerzempfindungen im Bereich des Kopfes. Dabei ist doch unser Gehirn selbst nicht schmerzempfindlich. Schmerzrezeptoren (Nozizeptoren) gibt es jedoch in den Faszien und den Blutgefäßen des Schädels.
Zuerst folgt eine Gliederung der Kopfschmerzformen, dann ein Blick auf die faszialen Strukturen im Kopf und zum Schluss die Frage: Können Kopfschmerzen durch manuelle Techniken positiv beeinflusst werden? Die beiden ersten Punkte sind recht fachlich, um die Komplexität des Sachverhaltes darzustellen und können auch später gelesen werden.
1. Einteilung von Kopfschmerzen und mögliche Ursachen
In der ICHD-Klassifikation der International Headache Society (IHS) wird zwischen primären und sekundären Kopfschmerzen differenziert. Bei den primären Kopfschmerzen ist der Schmerz selbst die Erkrankung ohne genau bekannte Ursache bzw. ohne Veränderungen in der Körperstruktur.
Sekundäre Kopfschmerzen sind Begleiterscheinungen anderer Erkrankungen wie bei Infektionen, aber auch bei Übergebrauch von Schmerzmitteln oder bei Fehlstellungen des Kiefers (craniomandibuläre Dysfunktion, CMD) und Problemen mit der Halswirbelsäule.
Primäre Kopfschmerzen werden vor allem nach der Art ihrer Symptome unterteilt. Wie fühlen sich die Kopfschmerzen an, wo treten sie auf, wie oft, wann gibt es Auslöser usw. Primäre Arten von Kopfschmerzen können manchmal nicht klar voneinander getrennt werden, zu ihnen gehört die Migräne und Spannungskopfschmerzen, die zusammen über 90 % der Kopfschmerzerkrankungen ausmachen. Clusterkopfschmerzen sind eine weitere bekannte Form der primären Kopfschmerzen.
Die eigentlichen Ursachen dieser primären Kopfschmerzen sind komplex und bis heute nicht genau geklärt. Diskutiert werden Faktoren wie Entzündungsprozesse im Gehirn selbst und in den Blutgefäßen des Gehirns, eine Übererregbarkeit des Gehirns und auch des 5. Gehirnnervs (Trigeminus) sowie wie unser Gehirn die Schmerzreize interpretiert und ein Schmerzgedächtnis. Unklar ist oft auch, was Ursache und was Folge dieser Prozesse ist. Jedoch müssen dabei schlussendlich immer die Schmerzrezeptoren in den Faszien oder Blutgefäßen im Kopf gereizt werden, damit wir Kopfschmerzen empfinden.
Verbunden mit den primären Kopfschmerzen sind oft Verspannungen im Kiefer- und Schulter-Nacken-Bereich, und es kann ein Teufelskreis entstehen: Zunehmende Verspannungen, zunehmende Kopfschmerzen, zunehmende Verspannungen usw.
Und auch bei den sekundären Kopfschmerzen müssen schlussendlich immer die Schmerzrezeptoren in den Faszien oder Blutgefäßen im Kopf gereizt werden, damit wir Kopfschmerzen empfinden.
2. Fasziale Strukturen im Kopf
Zu den faszialen Strukturen im Kopf gehört die dreischichtige Gehirnhaut. Die äußere Schicht, die sogenannte harte Hinhaut (Dura Mater), ist fest mit der Innenseite der Schädelknochen verwachsen. Sie besitzt auch Einstülpungen, die Blutgefäße bilden und Blut aus dem Gehirn abtransportieren. Die innerste Schicht, die sogenannte zarte Hinhaut (Pia Mater), liegt dem Gehirn an. Dazwischen befindet sich die sogenannte Spinnwebenhaut (Arachnoidea mater). Im Rückenmarksbereich gehen diese drei Häute in die Rückenmarkshaut über, sie werden deshalb zusammen auch als Gehirn-Rückenmarkshaut bezeichnet.
Die äußere Schicht bildet im Inneren des Kopfes zwei membranförmige Ausstülpungen. Zum einen oben von vorne nach hinten, die sichelförmige Membran (Falx cerebri). Diese trennt die linke und rechte Gehirnhälfte voneinander und ragt mehrere cm in den Kopf hinein. Zum anderen hinten von links nach rechts, das sogenannte Kleinhirnzelt (Tentorium cerebelli). Das Zelt trennt Groß- und Kleinhirn voneinander und ragt ebenfalls mehrere cm in den Kopf hinein.
Die Gehirnhäute schützen das Gehirngewebe, sie nehmen das Nervenwasser (Liquor) auf und transportieren es ab. Darüber hinaus bilden die Hirnhäute auch die sogenannte Blut-Hirn-Schranke, durch die kontrolliert wird, welche Stoffe zum Gehirn gelangen können.
Die membranförmigen Ausstülpungen der äußeren Gehirnhaut bilden ein Zuggurtungssystem, das die Schädelknochen von innen mechanisch stabilisiert. Das heißt, diese Faszien verwalten Spannungen wie alle Faszien und können in ihren unterschiedlichen Teilen zu viel oder zu wenig Spannungen aufweisen. Durch osteopathische oder fasziale Techniken z.B. können Faszien beeinflusst werden, die Strukturen, in denen Schmerzrezeptoren sitzen. Inwieweit Spannungen in diesen Strukturen die Schmerzrezeptoren beeinflussen, ist noch unklar.
3. Können Kopfschmerzen durch manuelle Techniken positiv beeinflusst werden?
Es sollen über 250 Kopfschmerzformen bekannt sein, so dass diese Frage nicht einfach mit Ja oder Nein beantwortet werden kann, zudem können die einzelnen Kopfschmerzformen auch kombiniert miteinander auftreten. Es muss daher immer der Einzelfall betrachtet werden.
Bei Migräne, der zweithäufigsten Kopfschmerzform, ist meiner Erfahrung nach beides möglich, eine Besserung oder auch nicht. Beim Spannungskopfschmerz, der häufigsten Kopfschmerzform, kann nach meiner Erfahrung nach mehreren Behandlungen oft eine Besserung erreicht werden.
Spannungskopfschmerzen sind meistens von dumpf drückendem Charakter, die im Bereich des gesamten Kopfes auftreten. Symptome wie Übelkeit und Erbrechen sind gering ausgeprägt oder fehlen ganz. Verspannte Nacken- oder Kiefermuskulatur begleiten die Symptomatik oftmals.
Ich behandle überwiegend mit osteopathischen und faszialen Techniken der PostFascialTechnik (PFT)®. Die PostFascialTechnik (PFT)® ist ein von mir entwickeltes innovatives Diagnose- und Behandlungskonzept und ich lasse mich dabei ganz individuell von Ihrem Körper zu den im Moment bei Ihnen vorhandenen Störungen führen. Ziel ist das Lösen übergeordneter globaler Spannungsmuster in den Faszien, hauptsächlich in der Gehirn-Rückenmarkshaut (siehe unter Punkt 2). Die weiteren faszialen Strukturen im Körper passen sich dann den veränderten Spannungen an, was normalerweise als sehr lösend und entspannend empfunden wird.
Natürlich arbeite ich auch lokal an aktuellen Stressstellen wie z. B. am Hals-Nacken- und Kieferbereich, von der Lockerung verspannter Muskeln bis zur Verbesserung der Beweglichkeit der Gelenke. Der Lendenwirbelsäulen- und Beckenbereich als das andere Ende der Gehirn-Rückenmarkshaut ist oft auch eine Stressstelle und muss dann mitbehandelt werden.
Besserungen treten bei meiner Art der Behandlung normalerweise in Wellen ein, da sich die faszialen Strukturen immer wieder aneinander anpassen müssen, bis sich eine Besserung dann stabilisiert. Ich empfehle deshalb gewöhnlich zu Beginn 3 bis 4 Behandlungen im Abstand von 1 bis 4 Wochen und später Behandlungen nach Bedarf.
Sie liegen bekleidet in Rücken- oder Bauchlage auf einer Behandlungsliege. Ich behandle mit manuellen Techniken wie verschiedene Druckausübungen, Dehnungen, Reflexpunkten oder auch Lymphdrainagetechniken.
Gerne können Sie mich telefonisch oder per E-Mail kontaktieren:
Tel. 0176 - 38 85 66 48 | mail@RalfWelti.de
Ralf Welti
Faszientherapie, PostFascialTechnik (PFT)®,
Osteopathie, Shiatsu/Shin Tai
Heilpraktiker und Physiotherapeut