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Wozu Liebeskummer gut sein kann

Ein Artikel von Dr. phil. Jochen Meyer

Erscheinungsdatum: 22. Oktober 2014
Schlagwörter: Beziehungen

Liebeskummer: Wer kennt es nicht, dieses zersetzende, brennende Gefühl von Verlust, Entbehrung und Schmerz. Wer kennt sie nicht, diese unerfüllte Sehnsucht nach Liebe; nach einer Liebe, die da war oder fast erreichbar schien. Dieses emotionale Loch, das scheinbar niemals mehr gefüllt werden kann. Dieses permanente Kreisen der Gedanken um den nicht mehr erreichbaren Partner, die zerbrochene Beziehung, das verlorene Liebesglück. Dieses verzweifelte, immer wiederkehrende Rufen des inneren Kindes: „Komm zurück! Gib' mir deine Liebe! Lass mich nicht allein!“

Wer an Liebeskummer leidet, hat vermutlich gerade keine gute Zeit. Doch er hat die einmalige Chance, zu wachsen und einen großen Schritt in seiner seelischen Entwicklung zu machen. Er hat die Chance, liebesfähiger und beziehungskompetenter zu werden.

Liebeskummer entsteht, wenn wir nicht in Kontakt sind; wenn wir weniger eine reale Person lieben als vielmehr unsere eigenen, idealen Bilder, die wir uns von einem begehrten Menschen oder einer Beziehung machen. Sind wir wirklich in Kontakt, leben wir auf Augenhöhe und sehen den anderen mit seinen Licht- und Schattenseiten, dann trauern wir, wenn wir verlassen werden oder wenn eine Liebe zu Ende geht. Aber wir verzehren uns nicht vor Liebeskummer. Wir trauern dann um das Verlorene, aber wir grämen uns nicht oder entwerten uns bis hin zur Selbstaufgabe.

Liebeskummer entsteht, wenn wir ein dynamisches Geschehen – und Liebesbeziehungen sind immer dynamisch – in einen statischen Zustand verwandeln wollen, um daran festzuhalten. Wir tun dies aus Angst, etwas zu verlieren, das uns einzigartig und unwiederbringlich erscheint. Die Quelle für Liebeskummer ist somit Angst – Angst, verlassen zu werden; Angst, nicht zu kriegen, wonach wir uns sehnen; Angst, die schönen Gefühle von Begehren und Begehrtwerden zu verlieren und damit genau das, was uns in diesen wundervollen, entrückten Zustand des Verliebtseins versetzt ...

Was für eine Illusion! Hier haben wir die Chance, mit einem großen Missverständnis aufzuräumen: Liebe ist nicht etwas, das wir kriegen müssen und von dem wir abhängig werden – Liebe ist etwas, das wir geben können. Liebe ist etwas, das wir hervorbringen und fließen lassen können, wenn wir im Gebemodus sind. Und: Liebe ist immer da, wenn wir imstande sind, sie zu sehen.

Liebeskummer geht oft einher mit Gedanken wie „Nur du kannst mich glücklich machen! Nur unsere Beziehung kann mir Erfüllung geben! Nur mit dir kann ich mich ganz fühlen!“ Glaubenssätze wie diese führen uns jedoch unweigerlich in die Sackgasse. Wir delegieren unser Glück an andere, die dafür zuständig sein sollen, dass wir uns glücklich oder ganz fühlen. Dieser Versuch kann nur scheitern, denn damit geben wir die Macht über unser Glück an andere ab. Liebeskummer ist dann vergleichbar mit einer Sucht: Nur was uns von außen zugeführt wird, scheint uns Erfüllung geben zu können. Nur was wir von jemand anderem bekommen, scheint uns von unserem gefühlten Mangelzustand erlösen zu können. Im einen Fall ist das Suchtmittel eine Droge; im anderen die Bestätigung oder Zuwendung von Seiten des geliebten Partners. Das Ausmaß meines Liebeskummers zeigt mir allerdings nicht die Größe meiner Liebe, sondern die Stärke meiner Abhängigkeit.

Zum Glück ist der Ausweg aus dieser Sackgasse relativ einfach. Drehen wir den Glaubenssatz doch einmal um: „Nur ich kann mich glücklich machen – und nur ich selbst kann mich ganz fühlen.“ Finden wir Wege, mit uns selber glücklich zu sein so brauchen andere nicht länger unsere emotionalen Löcher stopfen. Finden wir das Glück in uns, werden wir unabhängiger und weniger bedürftig. Wir haben mehr zu geben und werden allmählich wirklich liebesfähig. Wir sind dann innenverbunden, und um so mehr wir dies werden, desto größer wird unser Vertrauen. Wir können die Angst loslassen, wir könnten unsere Liebe verlieren, unseren Liebespartner, unser Erfülltsein, weil wir spüren, dass wir im tiefsten Innern längst erfüllt sind.

Aus meiner Erfahrung als Singlecoach und Paarberater und meiner eigenen Lebenserfahrung kann ich bestätigen: Erfüllende Liebesbeziehungen entstehen aus einem erfüllenden Leben, das wir unabhängig von einem Partner führen. Dieses erfüllende Leben entsteht aus einem inneren Reichtum, der sich in äußeren Momenten des Erfülltseins spiegelt. Es entsteht, weil ich das Glück in mir suche und finde und aufhöre, es von anderen kriegen zu wollen. Es entsteht, weil ich mehr auf meine Liebes- und Gebefähigkeiten achte und diese behutsam und kontinuierlich weiterentwickele. Es entsteht, weil ich Liebe als Seinszustand begreife und versuche, immer mehr darin zu leben.

Auch wenn die Hinwendung nach Innen der Weg ist, bedeutet dies nicht, dass wir dies allein tun müssten. Im Gegenteil: Wir brauchen Menschen, die diesen Weg vor uns gegangen sind genauso wie Menschen, die ihn mit uns gehen. Wir brauchen andere, die uns dabei unterstützen, ermutigen und begleiten. Wir brauchen Gleichgesinnte und den Austausch mit anderen Übenden, wenn wir wirklich bei uns selber ankommen wollen. Nur in Kontakt mit anderen lernen wir, wie Beziehungen gelingen. Deshalb sind achtsam geleitete Gruppenangebote so wertvoll, weil wir hier im Kleinen erfahren können, was wir in unseren Liebesbeziehungen auf Dauer verwirklichen wollen. Nähren wir uns selbst und bewegen uns in einem unterstützenden Feld von liebevollen Menschen, so fühlen wir uns verbunden und getragen. Dann haben wir auch genügend Halt, den Verlust eines Liebespartners zu verschmerzen, sollten wir tatsächlich einmal verlassen werden. Leben wir auf solche Weise aus uns selbst heraus, dann spüren wir unser Verbundensein. Wir fühlen uns auch vom Leben geliebt und nicht von ihm bestraft oder alleingelassen. Leben wir in einem Feld von Liebe, dann entziehen wir dem Liebeskummer den Boden, und wenn eine Liebe zu Ende geht oder unser Partner uns verlässt, ist immer noch genügend Liebe in unserem Leben da.

 

Vortragsreihe für Singles
„Finde deinen Partner",
freitags

www.jochen-meyer-coaching.de

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